Greifswald.
Heute vor genau 10 Jahren (03.11.1995) , traf das schwerste
Hochwasser, nach 1960, die Bevölkerung im Fischerdorf Greifswald-Wieck,
mit einem Pegelstand von 1,77 NN, höher waren sie nur
in den Jahren 1949, 1954, 1904 und 1913, doch viele
Wiecker erinnern sich noch an die Flutkatastrophe von
vor 10 Jahren ganz genau, "so etwas vergisst man
nicht so schnell" meint die 85 - jährige Charlotte
Nachbar,die schon viele Flutkatastrophen erlebte, "um 22 Uhr wurde
ich von meinem Nachbarn aufmerksam gemacht" erzählt
sie. "Wi hem Hochwoder!", ein Blick auf den
Hof genügte, der Vorgarten stand völlig unter Wasser,
der Bungalow und das Haus wurden nicht überschwemmt, da der Pegel schon
zur Mitternachtsstunde wieder sank. Unruhig waren sie
dennoch, denn ihre Großmutter erlebte das schwerste
Hochwasser im 20. Jahrhundert, im Jahr 1904 mit einem Pegelstand von 2,39
über NN, Frau Nachbar kann sich an die Erzählungen erinnern,
wie die Großmutter erzählte, Gardinen waren vereist,
Schweine wurden in das Wohnzimmer verlegt. Schwer
betroffen war auch Familie Siebrand, die nah am Dorfplatz
wohnten, "nicht zu vergessen welche Angst uns betraf
als das Wasser in nur zwei Stunden anstieg. Unser Keller
lief voller Wasser! Sansäcke türmten sich von unserer
Haustür - kein rein und rauskommen - wir waren eingesperrt!" Auch die Wiecker Fischverkäuferin
Kati Haamann hatte es getroffen zwei Kinder im Alter
von drei und fünf Jahren mussten verpflegt werden, und aus
dem Erdgeschoss in das Obergeschoss verlegt werden. Am
schwersten traf es vor allem Familie Schäfer, die direkt
am Deich ihr Haus besitzen, "mein Mann war unterwegs
auf der Artur Becker - als mein Nachbar mir mitteilte
das wir Hochwasser bekommen werden, erschrack ich vor
Angst, zusätzlich musste ich meine Mutter im Alter von
75 Jahren verpflegen, sowie die Mutter meines Mannes,
die nicht laufen konnte - das Wasser stieg innerhalb
von Minuten stark an ." Ein netter Nachbar nahm die
beiden alten Damen auf, Monika Schäfer allerdings versank
auf ihrem Grundstück bis zur Hüfte im Wasser, die Garage
konnte nicht mehr geöffnet werden, sowie auch der Bungalow
zur Vermietung an Feriengästen. Um halb eins des
vierten November wurde dann Entwarnung gegeben der Pegel
sank. Doch die Wassermassen blieben noch weitere zwei
Tage auf dem Hof - zurück blieben nur Schutt und Seealgen,
die innerhalb einiger Tage beräumt wurden. "Die
Wiecker forderten seitdem eine zentrale Sandsackstelle
in Wieck, die bis heute noch keinen Anklang gefunden
hat.", so der 66- jährige Wiecker Peter Siebrand.
"ich habe schon viele Fluten seit 1963 durchgemacht,
doch das war die schwerste, seitdem ich hier wohne!" Ende
November läd der Heimatverein altes Wieck zu einer Infoveranstaltung
wo auch ein Meteorologe vor Ort sein wird zusätzlich
werden Wiecker ihre Geschichten vom Hochwasser erzählen.
Jürgen Röder und zahlreiche Wiecker stellten
Bildmaterial zur Verfügung. Bildergalerie |
 Charlotte
Nachbar und Käthe Andre, sind mit 85 Jahren, mit die
ältesten im Dorf.
 Wieck
meldete Land unter - am morgen des 4. November 1995.
 Die
Ladebower Gartensparte "Seeblick" stand völlig
überschwommen.
|